Über das Projekt
Zum Denkmal „Band der Erinnerung“ hat die Landeshauptstadt Saarbrücken in Zusammenarbeit mit dem K8 Institut für strategische Ästhetik und dem Illustrator Jakob Hinrichs ein Webcomic herausgegeben. Als Mittel zur geschichtlichen Aufklärung richtet es sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene, um sie für jüdisches Leben in der Landeshauptstadt Saarbrücken zu sensibilisieren. Für das Webcomic wurden zwei ausgewählte Lebensläufe jüdischer Saarländerinnen und Saarländer aufbereitet, um das nationalsozialistische Unrecht beispielhaft zu veranschaulichen.
Ausgangslage für das Webcomic „Lücken – eine (bio)grafische Spurensuche“ war der Kunstwettbewerb „Denkmal Synagogenvorplatz Saarbrücken - Namentliches Gedenken an die deportierten und ermordeten saarländischen Jüdinnen und Juden“ aus 2019. Rund hundert eingereichte Entwürfe zum Denkmal zeigten, dass Erinnerungsarbeit mit Hilfe von Bildsprache neue Zugänge ermöglicht. Das Medium Webcomic und dessen Bildsprache wurden gewählt, damit sich Erinnerungsarbeit speziell für Jugendliche und junge Erwachsene eröffnet.
Die Arbeit mit der Namensliste der Opfer, die Grundlage für das Denkmal war, führte in die Auseinandersetzung mit den Themen Verfolgung und Stigmatisierung von Menschengruppen sowie zur Frage nach dem "Opferstatus". Ab wann gilt eine Person als "durch den Holocaust gestorben"? Wann werden die körperlichen und psychischen Beschwerden im Nachhinein als unabhängig von den Qualen durch das NS-Regime betrachtet und somit kein Opferstatus anerkannt? Wer hatte die Möglichkeit, einen Antrag auf Entschädigung zu stellen? Und wer hatte die Möglichkeit, Leben und Besitz schnellstmöglich zu retten und zu fliehen? Was ist mit all den Menschen, die keine Angehörigen hatten, die Entschädigungsanträge hätten stellen können? Wer sind sie und wer erzählt noch heute ihre Geschichte?
Mit Unterstützung des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Saarbrücken und des Landesarchivs Saarland hat K8 biografische Daten aus den Landesentschädigungsakten gesammelt und diese in eine Erzählung in Form eines Webcomics eingebunden. Die Erzählung verknüpft Saarbrücker Orte, die auch heute von Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht und genutzt werden, mit Geschichten aus der Vergangenheit. Die Ausgestaltung der Geschichten im Webcomic ist angelehnt an Biografien, sie haben jedoch auch fiktionale Elemente.
Ziel ist es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Orte in der Landeshauptstadt Saarbrücken, in der sie sich täglich bewegen, zu zeigen und Geschichten über Menschen zu erzählen, deren Leben und deren Alltagswege durch den Nationalsozialismus zerstört wurden. Jugendliche und junge Erwachsene haben die Möglichkeit, in diesem Comic einen Ort zu entdecken, an dem bereits gedachte Fragen gestellt werden können. Denn die jugendlichen Protagonistinnen und Protagonisten in dem Comic stellen sich gegenseitig, wie auch Personen aus dem Stadtarchiv der Landeshauptstadt Saarbrücken und aus der Synagogengemeinde Saar diese Fragen und begleiten dadurch Lesende dabei, Antworten auf ihre Fragen zu finden.
Ein großer Dank an alle Mitwirkenden geht an
Horst und Oliver Graj
Synagogengemeinde Saar, Nathalie Shabanzadeh
Synagogengemeinde Saar, Benjamin Chait
Landesarchiv Saarland, Dr. Peter Wettmann-Jungblut
Stadtarchiv der Landeshauptstadt Saarbrücken, Dr. Hans-Christian Herrmann
Stadtarchiv der Landeshauptstadt Saarbrücken, Michael Jurich
Marcel Wainstock
Ewald Blum
Konzeption und Gestaltung
K8 Institut für strategische Ästhetik gGmbH
Julia Pierzina, Jakob Hinrichs, Julia Hartnik